baumblüte
So leise wie der Baum sein Blütenkleid

angezogen hat,
so leise ist es Ostern geworden...





„So leise wie der Baum sein Blütenkleid angezogen hat,
so leise ist es Ostern geworden.
Keiner war da, der einen Sieg gefeiert,
nur einer, der gefragt hat, warum jemand weint.
Ostern ist es geworden, nicht weil einer von uns unsterblich war,
sondern grad weil einer gestorben und durch den Tod hindurchgegangen ist.
Wir sind da, um uns wieder vorlesen und erzählen zu lassen,
um zu sagen und zu singen, dass das, was wir sehen,
nicht das Ganze und nicht das Letzte ist,
und dass dort, wo unsere Menschengeschichten enden,
Gottes Geschichte mit uns erst richtig anfängt.
Wir sind da, um uns im Hoffen zu bestärken,
und im Streiten für das, worauf wir hoffen."

Mit diesen Gedanken von Jacqueline Keune* knüpfe ich an die März-Gedanken von Pfarrer Ernst-Martin Barth an: „Manchmal verstehen wir die Welt nicht mehr!"

Liebe Gemeinde,
so ist das: Das Sterben gehört zum Leben. Aber gerade wir Christen leben aus diesem einmaligen Ereignis des Todes Jesu am Kreuz heraus. Er ist gestorben, wie jeder Mensch sterben muss. Und dann verstehen wir plötzlich die Welt nicht mehr, denn dieser Jesus ist auferstanden von den Toten! Er durchkreuzt unser Weltbild mit einer ungeheuerlichen Tat. Das kann doch nicht sein, das steht gegen jede Erfahrung und wissenschaftliche Erkenntnis! Wir verstehen die Welt nicht mehr.

Das Unglaubliche glauben können, uns auf Gottes Zusage verlassen, den Tod nicht als das Letzte ansehen und darauf hoffen und warten, dass Gottes Geschichte mit uns weitergeht - dazu ermuntert uns die Osterbotschaft.

Leise ist es Ostern geworden - aber laut rufen wir in die Welt hinaus: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!"

Eine gesegnete und fröhliche Osterzeit wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Sabine Mosel


Jacqueline Keune, Von Bedenken und Zusagen. Liturgische Texte, db-Verlag Horw/Luzern, 2004, S. 34-39.