Arena 1
„Wunderbar gemacht“




Liebe Gemeinde,
„Es geht mir wunderbar“, sagte Saskia, eine junge Frau aus Hamburg.
Vor dem Spiel gegen die Bayern war sie zu mir in die Kapelle AufSchalke gekommen.
Ihr ganz kurzes Haar ließ erahnen, was sie durchgemacht hatte.
Leukämie, Therapien, Chemos, schlaflose Nächte und Todesangst.
Aber vor mir stand keine schwermütige Frau, sondern ein Mensch, der Hoffnung und Freude und Leben ausstrahlte.
Ja, ihre Augen funkelten regelrecht.
In der halben Stunde, die wir miteinander redeten, war der Fussball Nebensache.

Ich bin beeindruckt, wie gut manche Menschen mit ihrer Krankheit umgehen können.
Viele haben schon Probleme, vor dem Spiegel zu stehen und zu sehen, was sie nicht an sich mögen.
Ein paar Kilos zu viel, die Nase zu groß, der Mund zu breit, man kann nicht gut reden oder hat das Gefühl eine graue Maus zu sein.
Die Schönheitsindustrie hat sich das längst zu Eigen gemacht.
So wie du bist, bist du nicht richtig, nicht vollkommen.

„Es geht mir wunderbar“ – vielleicht wusste Saskia gar nicht, dass ihr Satz so ähnlich schon in der Bibel steht:
„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.“ (Psalm 139, 14)

Wir Menschen sind Geschöpfe Gottes, einzigartig geschaffen, schön – so wie wir sind.
Offenbar gefallen wir ihm ganz gut. Egal, ob groß oder klein, jung oder alt, schwach oder stark, schwarz oder weiß, mit oder ohne Behinderung.
So wie wir sind, sind wir ein Wunderwerk Gottes.
Und an Erntedank feiern wir das: Gott schenkt uns täglich vieles und hat uns liebevoll im Blick.

Vielleicht sollten wir Gottes freundlichen, liebenden Blick untereinander öfters wagen, den er auf uns schon längst geworfen hat.
Saskia hatte eine Ahnung davon, obwohl sie so krank war – sie war dankbar.
„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht; wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.“
Einen wunderbare, gesegnete Erntedankzeit wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Ernst – Martin Barth